Montag, 11. August 2014

Weiter geht es mit den Fragen zur philosophisch-theologischen Verankerung der Gottesgeburt. Das Reich des Naturwissenschaftlers (physicus) ist die Kausalität, für Eckhart die Wirk- und die Zielursache; aber in den Beziehungen, die zum ens in anima, nach meinem Verständnis also zum Bewusstsein gehören, gibt es für Eckhart keine Wirk- und keine Zielursache. Sie sind sunder warumbe, ohne Warum und Wozu.
"Ferner ist aber der Seinssinn der Dinge selbst in der Weise Prinzip, dass er eine Ursache außen weder hat noch berücksichtigt, sondern für ihn kommt nur das Wesen der Dinge innen in Betracht. Darum zeigt der Metaphysiker, wenn er die Seiendheit der Dinge erforscht, nichts anhand äußerer, d. h. Wirk- und Zweckursachen auf" (In Gen I, n. 4; LW I,63,5–7).
Adhuc autem ipsa rerum ratio sic est principium, ut causam extra non habeat nec respiciat, sed solam rerum essentiam intra respicit. Propter quod metaphysicus rerum entitatem considerans nihil demonstrat per causas extra, puta efficientem et finalem.
Eckhart spricht vom Metaphysiker. Die Frage ist aber für uns, hat seine metaphysische Spekulation einen phänomenalen Anhalt? Wir modernen können uns kaum noch Geschehnisse vorstellen, die keine Ursache haben. Natürlich gilt es auch aus naturwissenschaftlicher Sicht, dass auch Bewusstseinsphänomen kausal erfasst werden können. Sie sind Vorgänge im Gehirn. Aber im Erleben? Gibt es Erlebnisse und Erfahrungen, die ohne Grund in uns auftauchen, mit Eckhart Wort: geboren werden? Ich denke an Träume, Einfälle, künstlerische Ideen und Produktioen. Beispiele?

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